ChatGPT mit linkspolitischen Tendenzen
Auf Social Media kursieren seit einigen Tagen Videos, die ChatGPT einen politisch linken Bias unterstellen. So soll der Chatbot seine Dienste verweigern, wenn man von ihm ein Gedicht fordert darüber, wie toll Ex-US-Präsident Trump ist, während er aber bereitwillig ein Gedicht darüber liefert, wie toll US-Präsident Biden ist.
Hier ein Beispiel:
Ich wollte mich selber davon überzeugen.
Der Vorwurf, dass ChatGPT eine politisch linke Haltung vertritt, scheint nicht von der Hand zu weisen zu sein.
Anmerkung: Es handelt sich hierbei vermutlich eher nicht um diffuse “linkspolitische Tendenzen”, sondern viel mehr ganz konkret um Richtlinien, die konform gehen mit den sogennanten ESG (Environmental, social, and corporate governance). Da das ESG leider keine offizielle Webseite zu haben scheint, empfehle ich eigene Recherchen.
Wer sich viel online bewegt, hatte eine Entwicklung in diese Richtung mit großer Wahrscheinlichkeit auch bereits in den Suchergebnissen von Google, sowie auf den sozialen Medien inklusive YouTube festgestellt. Die sogenannte “Cancel Culture” ist besonders durch die Zensur konservativer und regierungskritischer Ansichten aufgefallen.
Da ich mich damals noch als politisch links eingestellter Mensch identifizierte, fiel mir das auch nur auf, weil meine persönliche Haltung zu den Corona-Maßnahmen von meinem sozialen Umfeld stark abwich. Mit einer zurückhaltenden Impfbereitschaft, fand ich mich, ehe ich ich versah, zum ersten Mal “auf der anderen Seite” wieder. Artikel und Videos wurden häufig von einem Moment auf den anderen durch eine Weiterleitung oder eine “Sorry, dieser Beitrag wurde gelöscht”-Meldung ersetzt.
Die UNO hat unterdessen eingeräumt, sich in die Google-Resultate einzumischen.
Während wir in der Google-Suche, auf Facebook, Instagram, TikTok und YouTube lange nur mutmaßen konnten, dass Zensur stattfindet, ermöglicht die neuste technische Errungenschaft ChatGPT, die von OpenAI entwickelt und in welcher Microsoft finanziell stark investiert ist, nun tatsächlich einen Direktvergleich bezüglich der Zensur. Vermutlich erkennen wir hier nur die Spitze des Eisbergs.
Mündige Entscheidungen
Früher hätte ich die Zensur konservativer Ansichten begrüßt. Als linkspolitischer Mensch befürwortete ich viel Kontrolle durch den Staat “für das übergeordnete Wohl”. Leider benötigte ich die Erfahrung, mit einer vom Mainstream abweichenden Meinung situativ plötzlich – und selbstverständlich vollkommen unfairerweise! 😜 – auf der Seite “der Bösen” zu stehen, um diese Sichtweise zu hinterfragen.
Ich bin heute der Ansicht, dass Meinungsdiversität und Dialog kein Platz hat für Tabus und elementar sind für eine Demokratie, die mündige Entscheidungen ermöglichen soll – egal wie sehr meine eigene Meinung von ihr abweicht.
Politische Position als Ranking Factor?
Nicht nur als Privatperson, sondern auch als SEO hat das für mich ungewohnte Implikationen. Wird die politische Meinung zunehmend ein inoffizieller Ranking Factor? Sollte ich Kunden bald empfehlen, auf ihrer Webseite eine progressivere Haltung zu demonstrieren, dem Virtue Signalling mehr Pages zu widmen?
Diese Fragen stellen sich ungeachtet dessen, wie bald Chatbots die traditionelle Online-Suche ablösen.
Normalerweise versuche ich, meine SEO-Theorien mit Test-Webseiten zu bestätigen. In diesem Fall handelt es sich allerdings noch um keine Theorie, eher um eine Befürchtung. Ich ziehe es dennoch in Betracht, einen Test aufzugleisen.
