SEO ist wichtiger Bestandteil jeder Online-Marketingstrategie, unabhängig davon, in welchem Land man sich befindet. Es hilft Unternehmen dabei, ihre Online-Sichtbarkeit zu erhöhen und ihre Zielgruppe besser zu erreichen. Allerdings haben Schweizer SEO-Agenturen es oft schwerer als ihre Kollegen im Ausland. Es gibt eine Reihe von Gründen, warum dies der Fall sein kann und in diesem Blogpost werden wir uns einige dieser Gründe genauer ansehen. Nachfolgend 6 davon:
1. Geringes Suchvolumen
Die Datenqualität, spezifisch das Suchvolumen für bestimmte Keywords in der Schweiz ist in der Regel von Anfang an geringer als in größeren Ländern, was es schwieriger machen kann, Entscheidungen zu treffen bezüglich der Priorisierung von Suchbegriffen. Dies erschwert besonders auch die Erstellung einer Roadmap.
2. Mehrsprachigkeit
Die Schweiz hat vier Landessprachen (Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch), was bedeutet, dass SEO-Agenturen sich häufig auf mehrere Sprachen konzentrieren müssen, wenn sie Inhalte für Suchmaschinen optimieren. Dies kann die Recherche und die Auswahl von Schlüsselwörtern erschweren und erhöht auch die Anforderungen an die lokalisierte Optimierung und somit den Aufwand.
3. Schweizerdeutsch
Das Problem der Mehrsprachigkeit ist tatsächlich mehrschichtig, denn ein weiterer Nachteil, dem SEO-Agenturen in der Schweiz gegenüberstehen, ist die Tatsache, dass es in der Schweiz auch eine eigene Variante der deutschen Sprache gibt, das Schweizerdeutsch, die von der Hochsprache abweicht. Dies kann die Recherche und Auswahl von Schlüsselwörtern erschweren und auch die lokalisierte Optimierung erschweren, da es nicht immer eine eindeutige Übereinstimmung zwischen Schweizerdeutsch und Hochdeutsch gibt. Während man beispielsweise in Deutschland auf das Keyword “Fahrrad” abzielen kann, muss man in der Schweiz die Seite auf “Fahrrad” sowie aufs “Velo” optimieren, um so viele Menschen wie möglich zu erreichen.
4. Dialekte
Aber es kommt sogar noch wilder: Dialekte gibt es zwar auch in Deutschland, aber in der Schweiz werden sie jeweils von weniger Menschen gesprochen. Ein hübsches Beispiel ist das Gebäck, das von uns Schweizern “Berliner” gennant wird. Dieses nennen die Bewohner der der deutschen Hauptstadt “Pfannkuchen”. Ausserhalb von Berlin nennt man ihn jedoch “Kräppel”, “Krapfen” oder “Berliner”.
Nun ist das Marketingtechnisch bei weitem weniger problematisch, wenn man als Bäckerei Suchmaschinenoptimierungen vornehmen will, denn die Einwohnerzahl von Berlin beträgt immer noch fast 4 Millionen.
Übertragen wir das nun auf die Schweiz:
Am verbreitetsten ist offenkundig der Grittibänz.
In Basel sagen wir Grättimaa. Potential: rund 200 000 Menschen.
Google Trends zeigt allerdings eine Verbreitung des Suchbegriffs bis in den Kanton Aargau, korrigieren wir also großzügig auf eine knappe Million.
Gemäß seniorweb sagt man noch Hanselmaa und Elggermaa. Sie dienen mir nun als Beispiele für den Fall von zuwenigen Daten und sehr kleinem Suchvolumen:
Als Basler höre ich das Wort “Grittibänz” hier praktisch nie. Man denkt bestimmt daran, dass man jenachdem nach “Grittibänz” suchen muss und nicht nach Grättimaa, aber es kommt mit Sicherheit weniger intuitiv.
Der Grättimaa hält hier übrigens nur als Beispiel her, stellvertretend für die zahlreichen unterschiedlichen Begriffe im Dialekt.
5. Kulturelle Unterschiede
Mit den unterschiedlichen Sprachen, kommen auch unterschiedliche Kulturen. Machen wir uns nichts vor: Der Röstigraben ist mehr als nur ein Mythos. Somit kann es also sein, dass gewisse Marketingstrategien hinter den Sprachgrenzen weniger gut klappen. Dies erfordert, dass SEO-Agenturen ihre Strategien und Inhalte entsprechend anpassen.
6. Schwierigkeiten bei der Messung
Tools wie Semrush und Ahrefs, die darauf abzielen, das Suchvolumen von Keywords zu messen, können möglicherweise nicht so viele Daten für die Schweiz bereitstellen, was die Analyse und die Entscheidungen für die SEO-Strategie erschweren kann. Auch Google Trends ist häufig ein guter Indikator für die Keyword-Recherche, aber häufig fehlt schlicht die kritische Masse, um überhaupt Suchen anzuzeigen. Man könnte jetzt argumentieren, dass so wenige Suchenden als vernachlässigbar behandelt werden können. Für große Betriebe mag das stimmen, aber kleinere Firmen könnten von diesen Dimensionen sehr wohl profitieren, wenn sie denn ausgewiesen würden.
Fazit
Man sieht: Im Schweizer Suchmaschinenmarketing gibt es nicht nur eine Extrawurst, sondern eine ganze Extrawurstkette. Persönlich verlege ich einen Teil meiner Recherchen – wo möglich – deswegen situativ nach Deutschland, ein Land, das mit seinen 80 Millionen Einwohnern meistens genügend Daten liefert und kulturell in einigen Bereichen durchaus mit Schweizern und Schweizerinnen vergleichbar ist. Genug, um ein “Gefühl” für das potentielle Interesse zu kriegen zumindest.
Die “zerstückelte Schweiz” bildet jedoch unter dem Strich eine unbefriedigende Situation, die sich auf alle Bereiche des digital Marketing erstreckt.
Letztendlich “leiden” alle SEO-Agenturen und SEO-Berater in der Schweiz gemeinsam an dem Daten- und Suchvolumenmangel. Daher können wir uns wohl damit trösten, dass nationale und lokale Betriebe immerhin alle mit den gleichen Bedingungen arbeiten müssen, während im internationalen SEO die Schweiz immer das mühsamste Land von allen ist.